Hast du zu Silvester oder Neujahr schon mal „Gute Vorsätze“ gefasst, nur um festzustellen, dass sie bis Ende Januar schon wieder vergessen waren? Oder dass du jedes Mal dieses ungute Gefühl verspürst, wenn du dich dazu „zwingst“ sie einzuhalten? Wie kann es sein, dass wir zu Beginn des Jahres so voller Elan sind, bereit etwas in unserem Leben zu verändern, unser Leben zu verbessern, und dann fast schon damit kämpfen, diesen Tatendrang aufrechtzuerhalten?

Versteh‘ mich nicht falsch, es ist gut möglich, dass Neujahrsvorsätze total für dich funktionieren und das ist super, dann bitte weiter so! Dieser Artikel richtet sich eher an diejenigen, denen es schwer fällt sie umzusetzen und soll eine andere Sicht auf die Dinge zeigen …

Kein idealer Zeitpunkt für einen Neubeginn …

Eine Mentorin erklärte mal, warum sie glaube, dass Silvester bzw. Neujahr eine schlechte Zeit seien, um gute Vorsätze zu fassen und das resoniert total mit mir: Winter ist nicht die Jahreszeit für Neuanfänge!

Neujahr liegt mitten im Winter (zumindest auf der Nordhalbkugel), eine Zeit, zu der alles in der Natur sich zurückzieht und Winterschlaf hält, oder zumindest eine Pause einlegt. Und wir Menschen sind Teil der Natur (ob du’s glaubst oder nicht ;-)), also warum sollte es bei uns anders sein? In der Zeit um den Jahreswechsel herum, versucht unser Körper herunterzufahren, sich auszuruhen und zu erholen, nicht etwas Neues zu beginnen. Und erst, wenn diese Phase des Zyklus (der allem Leben zugrunde liegt) vollständig abgeschlossen ist, werden wir die nötige Energie zur Verfügung haben, um neue Projekte in die Wege zu leiten und das in unser Leben zu holen und gedeihen zu lassen, das wir uns wünschen.

… und wir denken es habe mit uns zu tun

Zu allem Übel schreiben wir uns das Scheitern oft auch noch selbst zu. Wenn wir es nicht schaffen, unsere Neujahrsvorsätze umzusetzen, quälen wir uns mit Selbstvorwürfen und Zweifeln: Vielleicht haben wir etwas falsch gemacht, vielleicht sind wir falsch, haben versagt. Vielleicht fehlt uns die Willensstärke, haben wir kein Durchhaltevermögen oder scheinen es nicht genug zu wollen. Wir drehen es so, dass es etwas über uns aussagt.

Wir machen uns dafür fertig Ziele nicht erreicht zu haben, die WIR uns gesetzt haben – wobei WIR die einzigen sind, die diese Vorgaben ändern könnten, wenn wir wollten ;-)!

Und was, wenn wir gar nicht falsch sind? (Kleiner Hinweis: Jede Person ist ein perfektes unperfektes menschliches Wesen, DU bist genau richtig wie du bist!) Was, wenn wir völlig in Ordnung sind und es einfach nicht die richtige Zeit/Phase in unserem eigenen Rhythmus oder dem Kreislauf des Lebens ist?

Eine Alternative – was können wir stattdessen tun?

Winter ist eine Zeit der Stille, der tiefen Innenschau und auch Reflexion wer wir sind und wer wir sein wollen in dieser nächsten Phase unseres Lebens. Anstatt also sehr konkrete und oftmals starre und strenge „Ziele“ zu setzen (die wir dann auch noch an eine Deadline knüpfen, ein Wort, bei dem schon eine Energie von „du schaffst es besser, oder du stirbst …“ mitschwingt), wie wäre es, wenn wir uns stattdessen darüber klar würden, wie wir unser Leben führen und uns tagtäglich fühlen wollen?

Statt einer fixen Zielsetzung wie “Ich möchte bis Februar 5kg verloren haben.“, „Ich will drei Mal die Woche ins Fitnessstudio.“, „Ich will mit dem Rauchen aufhören.“ (um einige typische Neujahrsvorsätze aufzuzählen), wie wäre es, wenn wir nach einem Wort wie „Gesundheit/gesund“ streben und unsere Gedanken und Handlungen daran ausrichten? „Wird ein drittes Stück Kuchen mich dabei unterstützen, mich gesünder zu fühlen?“, „Werde ich mich glücklich und mental gesund fühlen, wenn ich mich weiterhin ständig einen „Dummkopf, der wirklich gar nichts hinbekommt“ nenne?“, „Ist die Beziehung zu Person X gesund für mich, fühle ich mich mit der Person (meistens) wohl und gut aufgehoben?“

Auf diese Weise haben wir eher eine Art Leitbild, das uns dabei hilft uns immer wieder mit dem Gefühl zu verbinden, das hinter unserem Ziel oder gutem Vorsatz steckt. UND wir werden dadurch mehr als nur einen Aspekt/Bereich unseres Lebens (zum Positiven) zu verändern.

Mein eigenes Beispiel

Mein Wort im letzten Jahr war “Spaß/Spaß haben”.
Heißt das, dass jeder Moment und alles, was ich im Leben tue, Spaß machen wird bzw. Spaß gemacht hat? Definitiv nicht! UND ich habe in jedem Moment die Möglichkeit kurz innezuhalten und mich zu fragen „Was kann ich tun, damit mir das (diese Aufgabe, diese Situation etc.) mehr Spaß macht? Wie kann ich mehr Spaß in diese Aufgabe/Situation bringen?“

Dieses Jahr ist mein Wort “Einfachheit/Leichtigkeit”.
Ich liebe es, die Dinge komplizierter zu machen als sie sind, doch das nimmt mir jede Leichtigkeit und Freude am Leben. Daher werde ich mir in diesem Jahr immer wieder die Frage stellen “Wie einfach kann ich es mir machen?” bzw. “Wie kann ich es mir 1% leichter machen?” – und dann mal gucken, was passiert …

Jetzt zu dir: Hast du eine Vision, ein Wort an das du dich in deinem Tagesablauf oder deiner Woche erinnern willst, um immer wieder zu überprüfen ob du vielleicht etwas verändern kannst, um dein Leben mehr in diese Richtung zu lenken? Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um dir über das Gefühl klar zu werden, das du in deinem Leben fühlen möchtest … denn das ist es, was letzten Endes hinter dem Ziel steht, das wir für uns setzen wollen, das Gefühl, das wir mit dem Erreichen dieses Ziels verbinden!

[Die Wünsche Gewicht zu verlieren oder mehr Sport zu treiben bedeuten vielleicht, dass du dich einfach fit und gesund fühlen möchtest. Der Wunsch mehr Geld zu verdienen kann darauf hinweisen, dass du dich sicher fühlen möchtest oder frei in deiner Zeitgestaltung. Der Wunsch mehr Zeit mit Freunden/Familie zu verbringen kann für ein Gefühl von tiefer, menschlicher Verbindung stehen, oder mehr im Moment zu leben oder deine Zeit bewusster zu verbringen.]

Welches Wort bzw. Gefühl wählst du für das neue Jahr oder die nächste Phase deines Lebens?