Lughnasadh (sprich: lu – nah – ssa) ist eins der acht Jahreskreisfeste, die in ihrer Gesamtheit über das Jahr verteilt den Kreislauf des Lebens symbolisieren. In diesem Zyklus von Werden und Vergehen ist Lughnasadh das erste von drei Erntefesten und symbolisiert die Zeit der Reife.
Ein anderer Name dieses Festes ist Lammas, aus dem Christlich-Englischen „loaf-mass“ („Messe des Laibes“), da zu dieser Zeit das Getreide geerntet wird und der erste Laib frischen Brotes gebacken wird.
Wann wird Lughnasadh gefeiert?
Da Lughnasadh eines der Mondfeste im Jahreskreis ist, richteten sich die Feierlichkeiten früher nach dem 8. Vollmond des Jahres (in der Regel im August). Typischerweise wurde es während der zunehmenden Mondphase, kurz vor Vollmond zelebriert, da die Fülle der Mondin zu Dankbarkeit und Ernte einlädt.
Heutzutage orientieren sich aber auch viele an unserem Sonnenkalender, dann liegt Lughnasadh auf der Nordhalbkugel am 1. August, genau zwischen der Sommersonnenwende (meist am 21. Juni) und der Herbsttagundnachtgleiche (meist am 21. September). Auf der Südhalbkugel wird es entsprechend am 1. Februar gefeiert.
Warum wird Lughnasadh gefeiert?
Lughnasadh hat viele Namen, so auch Lammas (von englisch „loaf-mass“), das Fest der Schnitterin, Kornfest, Erntedankfest oder Mariä Himmelfahrt. Daran kannst du schon die Themen erkennen, die zu dieser Zeit wichtig sind: ganz gleich, ob die Feiernden eher christlich geprägt sind oder einfach ihre erdverbundene Spiritualität ausleben wollen, es geht um Dankbarkeit für die Gaben der Natur und das „Opfern“ der ersten Ernte.
An Lughnasadh wurde dem Gott Lugh gedankt, der Gott der Sonne und der Künste aus dem altirischen Kulturkreis. Das Licht der Sonne beginnt im Außen langsam zu schwinden (es ist mittlerweile schon deutlich spürbar, dass die Tage wieder kürzer sind), der Sonnengott Lugh altert und bereitet sich darauf vor zu sterben (aber keine Sorge, er wird zur Wintersonnenwende am 21.12. wiedergeboren ;-)).
Damit symbolisiert er den Kreislauf von Leben und Tod und Wiedergeburt, denn die Ernte ist eine Art von Tod, bei der Bäume und Felder ihre Früchte hergeben, um uns zu nähren. Lugh bzw. die Natur opfern sich sozusagen, damit wir leben können.
(Wie anders würde die Welt aussehen, wenn wir uns dessen vor jeder Mahlzeit bewusst werden? Wie würden wir mit der Nahrung umgehen, die hierzulande so reichlich verfügbar ist? Wie würden wir vielleicht auch unsere Ess- und Einkaufsgewohnheiten verändern?)
Die Zeitqualität
Lughnasadh markiert den Beginn der Erntezeit, v.a. von Getreide, Heu, reifen Früchten und Kräutern. Es geht darum die Geschenke der Natur zu verarbeiten und anzufangen, Vorräte für die dunkle Jahreshälfte anzulegen.
Doch das Wetter kann ziemlich harsch sein: Die Sonne ist tagsüber noch stark genug, um die Pflanzen verdorren zu lassen, nachts kann es aber auch schon richtig kalt werden. Hagel, Sturm und Regen können die Ernte vernichten, daher ist weiterhin Schutz gefragt, aber auch ein innerer Segen und die Bitte um gute Ernte, oft in Form von kleinen Opfergaben an die Natur.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Ernte? Sind die Früchte schon reif genug? Oder werden sie nur von der Sonne oder Gewittern zerstört, wenn sie noch auf den Feldern bleiben?
Du kannst diese Fragen auch auf dein Leben beziehen: Ist das, was du dieses Jahr gesät und gepflegt hast, schon reif? Hast du deine Energie und Liebe hineinfließen lassen oder vergessen, dich um deine „Saat“ zu kümmern? Wo muss vielleicht genau jetzt etwas durchtrennt werden?
Wie kannst du die Zeitqualität ehren?
Du kannst diese Zeitqualität mit kleinen Ritualen oder einfach besonderen Momenten in deinem Alltag würdigen:
- Kleine Gaben: Oft werden auf den Feldern und in den Gärten kleine Gaben für die Natur zurückgelassen, zum Beispiel die schönste Getreidegarbe oder der größte Apfel am Baum. Vielleicht magst du eine Puppe aus Stroh basteln, ein Schälchen Rotwein oder etwas Brot auf deinen persönlichen Altar oder an einen Kraftplatz legen. Das symbolisiert deine Dankbarkeit, dass die Natur dir ihre Fülle schenkt.
- Die Natur genießen: Streife durch die Natur, über die Felder, und genieße die Farbfülle, die dich umgibt, die Düfte, die die umwehen, die Geschmäcker, die deine Zunge berühren.
- Etwas klären oder beenden: Das Fest der Schnitterin bedeutet auch ein Durchtrennen dessen, was dir nicht guttut. Nutze die Zeitqualität für dich, um eine Situation zu klären oder etwas zu beenden, mutig Nein zu sagen zu dem, was du nicht möchtest.
- Reflektion: Was ist in deinem Leben zur Reife gekommen und kann geerntet werden? Was gibt es zu stutzen oder zu schneiden? Was ist vielleicht nicht gereift und kann nun losgelassen werden? Was brauchst du noch für die weitere Ernte? Und ganz wichtig: Feiere das, was jetzt gerade schon da ist. Nimm deine Ernte an und finde einen Weg, deine Dankbarkeit auszudrücken.
Die Bedeutung von Lughnasadh
Lughnasadh ist eine Zeit der Fülle und der Ernte, der Wertschätzung der Natur, aber auch der Abgrenzung und Trennung.
Fülle genießen und Schätze teilen
Auf den Feldern reift das Getreide, an den Obstbäumen prangen farbenfrohe Früchte, auf Spaziergängen betören uns duftende Kräuter – die Natur zeigt ihre Gaben und was sie zu bieten hat.
Daher gilt es, uns diese Fülle immer wieder bewusst zu machen und den Geschenken Wertschätzung entgegenzubringen. Dies ist eine Zeit der Freude über den Reichtum, den wir um uns herum sehen. Und wir können ihn mit anderen teilen.
Und vergiss dabei nicht, dir auch deinen eigenen inneren Reichtum immer wieder vor Augen zu halten! Du bist ein einzigartiger, großartiger Mensch, mit ganz individuellen Fähigkeiten und Talenten und du darfst stolz auf dich sein und dich damit zeigen!
Ernte und Transformation
Lughnasadh ist das erste von drei Erntefesten und macht uns bewusst, dass der Tod zum Kreislauf des Lebens dazugehört. Etwas vergeht, damit etwas anderes entstehen kann. Die Natur opfert uns ihre Kinder, ihre Früchte, sodass wir leben und den Winter überstehen können.
Im Gegenzug liefern wir wiederum Dünger, der im nächsten Frühjahr neue Früchte wachsen lässt ;-)
Das Leben ist ständig im Wandel und wir sind Teil dieses Zyklus von Leben und Tod und Wiedergeburt. Und es wird leichter, das anzunehmen, wenn wir die Notwendigkeit des Todes in diesem Kreislauf erkennen und wertschätzen.
Abgrenzung, Scheidezeit
Lughnasadh ist das Fest der Schnitterin, die sowohl das erste Getreide auf dem Feld erntet, als auch in unserem Leben durchtrennt, was nicht länger unterstützend und nährend für uns ist.
Es geht darum zu schauen, wie die jeweiligen Bereiche unseres Lebens aussehen (z.B. Liebesbeziehungen, Familie, Freundschaften, Beruf und Finanzen, Gesundheit etc.) und zu prüfen, ob wir sie noch so weiterführen wollen oder nicht – und dann die notwendigen Entscheidungen zu fällen. Die Fäden zu durchtrennen, die wir so nicht mehr weiterspinnen wollen.
Lughnasadh im Kreislauf des Lebens
Die Weisheit der einzelnen Jahreskreisfeste kannst du auch immer auf die größeren Lebenszyklen anwenden, die wir als Menschen durchlaufen – kein Wunder, da sie ja den Kreislauf des Lebens widerspiegeln.
Lughnasadh zeigt uns einen Wandlungs- oder Transformationsprozess auf: Das Getreide muss gehen, damit wir leben können. Tod gehört also immer zum Leben dazu, doch wir können das, was stirbt, segnen und uns dafür bedanken und so unsere Wertschätzung für dieses Opfer ausdrücken.
In unserem menschlichen Leben entspricht die Jahreszeit von Lughnasadh ungefähr dem Alter von 50 Jahren und läutet oft eine Zeit der Reife ein. Wir wissen, wer wir sind, welche Fähigkeiten und Stärken wir haben und trauen uns auch, diese nach außen hin sichtbar zu machen. Und wir wissen, was wir eben nicht wollen. Worauf wir uns einlassen und worauf eben nicht. Dadurch strahlen wir eine natürliche Autorität und Kompetenz aus.
Im Lebenszyklus einer Frau ist dies die Zeit, in der sie beginnt, das Wissen aus ihrer Lebenserfahrung mit der Gemeinschaft zu teilen. Jetzt, da sie nicht mehr damit beschäftigt ist, herauszufinden, wer sie ist (Kindheit/Jugend) oder sich um andere und/oder den Job zu kümmern (Erwachsenenalter), kann sie nun ihre Weisheit an die nächste Generation weitergeben – und trägt damit zum Erhalt der Gemeinschaft bei.
Wie kannst du Lughnasadh feiern?
Entsprechend der Themen von Lughnasadh geht es bei den Ritualen um Ernte, Dankbarkeit und Entscheidungen.
Persönliche Rituale
- Die Spreu vom Weizen trennen – Zeit der Entscheidung:
Nimm dir ein paar Minuten und mach es dir gemütlich. Zünde eine Kerze an, um die Kraft der Sonne zu symbolisieren, die uns Licht und Leben gibt. Dann reflektiere die folgenden Fragen:
1: Was möchte ich in den verschiedenen Bereichen meines Lebens ernten (z.B. Liebesbeziehungen, Familie, Freundschaften, Beruf & Finanzen, Körper & Gesundheit, Spiritualität etc.) – und was ist unnötiger Ballast, der mich eher hindert als vorwärtsbringt?
2: Was ist jetzt reif in meinem Leben und was von dem, das noch nicht gereift ist, kann ich loslassen? Welche Fäden dürfen durchtrennt werden, was gibt es durchzuschneiden oder zurechtzustutzen?
3: Was möchte bzw. kann ich opfern als Dank an die hilfreichen Kräfte, die mich durch das Jahr begleitet haben?
Hier sind zwei Anregungen, wie du dieses Ritual durchführen kannst:
> Ziehe einen Kreis auf dem Boden (zum Beispiel draußen in der Natur) und setz dich hinein. Dann überleg bzw. entscheide, was zu dir in diesen Kreis kommt und was draußen bleiben darf bzw. was du rausschmeißen möchtest. Alternativ kannst du dir auch einen Kreis auf einen Zettel malen und darin aufschreiben, was du erntest, und außerhalb des Kreises, was gehen darf.
> Nimm dir einen Zettel und schreibe auf, wovon du dich trennen möchtest. Anschließend verbrenne ihn und danke dem Universum für deine Ernte. - Konzentration aufs Wesentliche: Nimm dir einen Moment Zeit und überlege, was dir in deinem Leben bzw. für dein Leben wirklich wichtig ist, die Essenz sozusagen. Dann überlege, welche notwendigen Entscheidungen getroffen werden müssen, damit das Wesentliche noch in Ruhe reifen kann.
- Kräuterweihezeit: Geh nach draußen und sammle die aromatischen Kräuter und Heilpflanzen, die jetzt reif sind. Halte einen Moment inne, bevor du sie abpflückst, und bitte sie um Erlaubnis. So zeigst du deine Wertschätzung für ihre Gabe. Zu Hause kannst du dann Kräuterbüschel daraus binden, sie im Haus aufhängen und über die dunkle Jahreshälfte hinweg ihre Kraft für dich nutzen. Du kannst zum Beispiel mit ihnen räuchern oder sie beim Kochen verwenden. Halte zum Beispiel Ausschau nach Johanniskraut, Beifuß, Wermut, Schafgarbe, Baldrian, Kamille und Thymian.
Rituale in der Gruppe
- Dankbarkeit im Kreis: Trefft euch in der Natur, um gemeinsam Kräuter zu sammeln, Beeren zu pflücken oder Äpfel zu ernten. Als Zeichen der Achtung und Wertschätzung könnt ihr die Pflanzen vorher um Erlaubnis bitten. Dann kommt zu eurem Ausgangspunkt zurück und legt die Gaben in einen Kreis. Haltet euch an den Händen und sprecht nacheinander ein paar Worte der Dankbarkeit für diese Fülle (in der Natur, aber auch in eurem Leben).
- Erntefest: Trefft euch, um gemeinsam die Gaben von Mutter Natur zu verarbeiten. Ihr könnt zum Beispiel Früchte einmachen (die ihr zum Beispiel vorher gesammelt habt), Kräuterbüschel binden oder Brot backen. Feiert, brecht gemeinsam Brot und verteilt etwas von dieser Ernte in der Natur.
Hast du Fragen oder kennst noch weitere Bräuche oder Rituale, die du gerne zu Lughnasadh feierst? Schreib mir, ich freue mich immer über neue Anregungen!
Möchtest du dich wieder mehr mit dem Kreislauf des Lebens verbinden und mit dem Rhythmus, der Monat für Monat durch deine Adern fließt? Ich verschicke wöchentlich persönliche (elektronische) Briefe, die dich unterstützen, dich wieder an das Wissen zu erinnern, das bereits in deinen Knochen steckt.
Es ist Zeit dein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und der Weisheit deines Körpers zu vertrauen, dich kraftvoll durch das Auf und Ab des Lebens zu leiten!
Wenn du den Ruf spürst, melde dich für meine Mon(d)tagsgedanken an: