Die Frühlings-Tagundnachtgleiche (auch Frühlings-Äquinoktium genannt) ist eins der acht Jahreskreisfeste, die in ihrer Gesamtheit über das Jahr verteilt den Kreislauf des Lebens symbolisieren. In diesem Zyklus von Werden und Vergehen markiert die Frühlings-Tagundnachtgleiche eine Zeit des Gleichgewichts mit Blick auf die Reise nach außen, auf das bevorstehende Werden, Wachsen und Erblühen.

Ihr gegenüber liegt die Herbst-Tagundnachtgleiche, welche ebenfalls eine Zeit des Gleichgewichts symbolisiert, aber mit Blick auf die Reise nach innen, zur inneren Weisheit und dem symbolischen Tod im Winter.

Wann wird die Frühlings-Tagundnachtgleiche gefeiert?

Eine Tagundnachtgleiche bezeichnet wie der Name schon vermuten lässt den Tag, an dem Tag (Licht) und Nacht (Dunkelheit) in etwa gleich lang andauern oder uns zumindest so erscheinen. Sie wird auch Äquinoktium genannt, von Lateinisch „aequus“ = „gleich“ und „nox“ = „Nacht“.

Die Frühlings-Tagundnachtgleiche findet auf der Nordhalbkugel zwischen dem 19. und 21. März statt, auf der Südhalbkugel zwischen dem 21. und 23. September. Der genaue Zeitpunkt ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, da er sich danach bemisst, wann die Sonne um 12 Uhr mittags Ortszeit genau über dem Äquator steht.

Warum wird die Frühlings-Tagundnachtgleiche gefeiert?

Die Frühlings-Tagundnachtgleiche markiert den Mittelpunkt zwischen Wintersonnenwende und Sommersonnenwende und symbolisiert damit eine Zeit des Gleichgewichts – Licht (Tag) und Schatten (Nacht) sind in Balance.

Diese Zeit ist eine Einladung genauer hinzuschauen, was in deinem eigenen Leben gerade in Balance ist, was gut läuft, wofür du dankbar bist, was sich harmonisch anfühlt – und was vielleicht nicht. Und dann hinzuspüren, was nötig ist, um auch in den Lebensbereichen einen Ausgleich zu schaffen, die etwas aus der Balance geraten sind.

Gleichzeitig läutet die Frühlings-Tagundnachtgleiche die helle Jahreshälfte ein: Die Tage sind ab jetzt länger als die Nächte, Natur und Mensch drängt es hinaus ins Licht und das Leben beginnt, seine eigene Wiedergeburt, seine Fruchtbarkeit und Lebensfreude zu feiern.

Im christlichen Kulturraum findet zu dieser Jahreszeit das Osterfest statt: Übernommen von den heidnischen Bräuchen ist es im Grunde genommen einfach ein Symbol dafür, dass das Sterben nun ein Ende hat.

Die Natur ersteht nach einem oft langen und kalten Winter wieder auf, neues Leben regt sich. Der Tod ist eben nicht nur ein Ende, sondern birgt auch einen Neuanfang. Osterfeuer erinnern uns daran, dass wir alle ein Feuer in uns tragen, das nun langsam wieder stärker wird.

Zeitqualität

Die energetische Qualität der Frühlings-Tagundnachtgleiche ist ähnlich der zunehmenden (Viertel)Mondin bzw. der Follikelphase (zwischen Menstruation und Eisprung, wenn du einen Menstruationszyklus hast). Die Energie kehrt langsam in alle Gliedmaßen zurück und die Aufmerksamkeit richtet sich wieder mehr nach außen, auf die Lust und Lebensfreude.

Du kannst das auch in der Natur beobachten, wo der Samen aus der Erde herausdrängt, sich erstes Grün an den Bäumen zeigt und die Frühlingsblüten ihren betörenden Duft verströmen. Die Erde erblüht und es finden sich überall Anzeichen des Wachstums und der Fruchtbarkeit; die Libido erwacht und lädt dich ein, deine Sinnlichkeit und Sexualität frei von Schuld und Scham auszuleben.

Und jetzt endlich ist auch die Zeit für Projektanfänge und Vorhaben aller Art gekommen: Der Samen, der zur Wintersonnenwende gesät wurde, ist zu Imbolc gekeimt und hat erste Wurzeln geschlagen. Doch bisher lief die Vorbereitung mehr oder weniger im Stillen, im Unbewussten ab. Nun beginnt die aktivere Hälfte des Jahres, das Planen und Umsetzen.

Was hat sich in dir vorbereitet? Welche Vision möchtest du dieses Jahr in die Welt bringen und was könnte ein erster kleiner Schritt dafür sein? Welche (inneren und äußeren) Hemmnisse stehen dem entgegen und welche Unterstützung könntest du benötigen, um das Vertrauen, den Spaß und die Freude an deinem Vorhaben zu schüren und zu bewahren?

Wie kannst du die Zeitqualität ehren?

Wir denken oft, es müsse etwas Großes, Bedeutendes sein, um eine bestimmte Zeit oder einen Lebensabschnitt zu zelebrieren, dabei sind es gerade die kleinen Alltagsrituale, die den Unterschied ausmachen. Hier sind ein paar Ideen, wie du diese Zeit in deinem Alltag würdigen kannst:

  • Gestalte dir einen Frühlings-Altar: Richte dir eine Ecke im Raum, ein kleines Tischchen oder einfach eine Schale her, die du mit allem dekorierst, was dich an Frühling, Fruchtbarkeit und Wachstum erinnert, z.B. bunte Blumen, Hasen, Marienkäfer oder bunt gefärbte Eier.
    Und dann nimm dir immer mal wieder einen Augenblick, um diese Sinnesfreuden mit deinen Augen wahrzunehmen und dich bewusst mit dem Frühling zu verbinden.
  • Frühjahrsputz (innen und außen): Wer kennt ihn nicht, den guten alten Frühjahrsputz? Wir Menschen spüren ganz instinktiv, dass jetzt die Zeit ist, den Moder des Winters loszulassen, inklusive alter Gewohnheiten und Glaubenssätze mit denen wir uns davon abhalten so frei und erfüllt zu leben, wie wir uns das wünschen.
    Nutze also die Zeitqualität, um auszumisten, zu klären und zu reinigen, sodass dieser äußere Frühjahrputz auch im Inneren für mehr Klarheit und Ordnung sorgt.
  • Frühjahrskräuter sammeln: Die Natur erwacht zum Leben und bietet dir schon jetzt ihre ersten Gaben dar: Brennnessel, Löwenzahn, Giersch, Gänseblümchen, Gundelrebe, Brunnenkresse oder Bärlauch sind allesamt Kräuter, die die Lebensgeister nach dem langen Winter wecken und deinen Körper stärken.
  • Pflanzen: Beginne deinen Garten zu bepflanzen, den Balkon herzurichten oder einfach bunte Blumen in deine Wohnung zu stellen. Damit lädst du die Fruchtbarkeit und den Ideenreichtum der Natur direkt in dein Heim ein.
  • Kreativität ausleben: Jeder Mensch ist auf seine eigene Weise kreativ, denn Kreativität bedeutet im Grunde nur, etwas zu erschaffen, zu kreieren, und das tun wir täglich. Egal, ob du ein Bild malst, eine E-Mail schreibst, deine Wohnung dekorierst oder etwas zu essen kochst, all das sind kreative Handlungen.
    Jetzt ist die perfekte Zeit dich wieder mit deiner Kreativität, deiner dir innewohnenden Schöpferkraft zu verbinden, zum Beispiel indem du kreative Arbeiten ganz bewusst ausführst oder einen Kreativkurs belegst.

Die Bedeutung der Frühlings-Tagundnachtgleiche

Wiedergeburt

Nach dem langen Schlaf des Winters ist es nun endgültig Zeit die Glieder wieder zu strecken und die Lebensgeister aufzuwecken. Die Natur erwacht überall zu neuem Leben und feiert ihre Kraft, überall sehen wir bunte Farben und die Libido steigt in Mensch und Tier.

Es ist ein Moment, um sich bewusst zu werden, dass jeder Tod auch Raum für etwas Neues birgt – und dass es sich dabei nicht zwangsläufig um den physischen Tod eines Lebewesens handeln muss.

Eine Frau oder menstruierende Person geht zum Beispiel jeden Monat durch einen Prozess des Sterbens (Menstruation oder Dunkelmondin) und wieder Auferstehens (Follikelphase oder zunehmende Mondphase). Sie hat jeden Monat die Chance etwas loszulassen, das nicht länger zu ihr passt, und etwas Neues in ihr Leben einzuladen.

Und die Frühlings-Tagundnachtgleiche lädt dich dazu ein, dir dieser Vision klar zu werden und zu überlegen, wie du sie umsetzen, stärken und nähren kannst. Auf dass sie wächst und gedeiht wie die Natur um uns herum.

Fruchtbarkeit, Sinnlichkeit und Lebensfreude

Zur Zeit der Frühlings-Tagundnachtgleiche zeigt die Natur deutlich ihre Fruchtbarkeit und lädt dich ein, das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Lämmer werden geboren, Bienen summen fröhlich herum, Blumen und Bäume fangen an zu blühen, ein sattes Grün erfreut deine Augen und der betörende Duft von Blüten erfüllt deine Nase.

Das Leben feiert sich selbst.

Wie leicht kannst du dich auf deine eigene Sinnlichkeit einlassen, dich deiner Sexualität erfreuen?

Gerade in unserem christlichen Kulturraum fällt es vielen Frauen und als Frauen sozialisierten Menschen schwer, die eigene Lust voll und ganz anzunehmen. Jahrhunderte lang wurde sie als „Sünde“ bezeichnet und unterdrückt bzw. nur in den Dienst der Fortpflanzung gestellt.

Es ist Zeit, die von außen auferlegte (und meist internalisierte) Scham und Schuld abzulegen und diesen natürlichsten Ausdruck des Lebens in dir selbst zu feiern.

Wenn das für dich erstmal schwierig klingt, verbinde dich in einem ersten Schritt wieder mit deiner eigenen Sinnlichkeit. Rieche an einer Blume und nimm ihren Duft voll in dich auf. Beiße in einen saftigen Apfel und lasse dir den Geschmack auf der Zunge zergehen. Lege Musik auf und erlaube deinem Körper sich so zu bewegen, wie es sich gerade richtig für dich anfühlt.

Und wenn du diese Reise zu deiner eigenen Sexualität nicht alleine beschreiten, sondern in einem sicheren und starken Raum gehalten werden möchtest, in dem du wieder in Kontakt mit deiner Lust und Lebensfreude kommen und internalisierte Schuld und Scham ablegen kannst, dann buche ein unverbindliches Kennenlerngespräch mit mir und lass uns herausfinden, wie ich dich dabei unterstützen kann.

Kreativität und Schaffenskraft

Fruchtbarkeit betrifft aber nicht nur deine sexuelle Natur, auch deine Kreativität ist in dieser Phase besonders fruchtbar. Ideen sprießen, du bekommst Lust, etwas Neues zu erschaffen.

Egal, ob es sich dabei um neue Rezepte handelt, die du ausprobierst, das Zeichnen, Malen oder Musik Spielen aufnimmst, oder einfach dein Heim dekorierst und einen schönen Raum für dich schaffst – deiner Kreativität und Schaffenskraft sind keine Grenzen gesetzt!

Was wolltest du schon immer mal ausprobieren? Jetzt ist die ideale Zeit dafür!

Die Frühlings-Tagundnachtgleiche im Kreislauf des Lebens

Die Weisheit der einzelnen Jahreskreisfeste ist auch immer auf die größeren Lebenszyklen anzuwenden, die wir als Menschen durchlaufen – kein Wunder, da sie ja den Kreislauf des Lebens widerspiegeln.

Die Frühlings-Tagundnachtgleiche entspricht dabei dem jungen Erwachsenenalter, um die 20 Jahre. Es ist die Zeit, in der wir beginnen unseren eigenen Weg zu finden, „unser eigenes Ding“ zu machen.

In der Kindheit und Jugend wurden wir vielfach von anderer Leute Vorstellungen und Meinungen geprägt, jetzt wollen wir herausfinden, wer WIR eigentlich sind, uns etwas in der Welt aufbauen.

Manche gründen bereits eine Familie, andere konzentrieren sich auf die Karriere oder bereisen die Welt. Es geht darum, der eigenen Freude zu folgen, sich der Welt in seiner ganzen Pracht, mit all seinen Fähigkeiten und Talenten zu zeigen, auszuprobieren und sich auszuleben.

Was wünschst du dir für dein Leben? Welche Träume hast du, welche Meilensteine möchtest du erleben, welche Gefühle willst du regelmäßig spüren? Und welche Aktivitäten oder Lebensweisen erlauben dir jetzt schon, dich so zu fühlen, und wie kann du sicherstellen, sie in deinen Wochenplan zu integrieren?

Wie kannst du die Frühlings-Tagundnachtgleiche feiern?

Da sich der Fokus (der Natur, aber auch unser eigener) zur Frühlings-Tagundnachtgleiche wieder stärker nach außen verlagert, geht es in den Ritualen dieser Zeit um Neuanfänge und das loslassen dessen, was diesen entgegensteht.

Persönliche Rituale

  • Neuanfänge: Jetzt ist die ideale Zeit für Neuanfänge und Vorhaben aller Art: Ruf dir nochmal die letzten Monate seit der Wintersonnenwende ins Gedächtnis und schau auf die Samen, die du gesät hast.
    Welche sind gekeimt und haben erste Wurzeln in dir geschlagen? Welche Wurzeln möchtest du weiter pflegen und nähren? Und was sind erste mögliche Schritte, die du unternehmen kannst, damit diese Wurzeln auch in der Welt sichtbar werden?
    Wenn du die Rauhnächte gefeiert hast, ruf dir nochmal deinen 13. Wunsch in Erinnerung und spüre, ob du neue Inspiration erhältst, wie du ihn umsetzen kannst.
  • Reinigendes Feuer: Entzünde eine Kerze oder ein Feuer in einer Feuerschale an und schau eine Zeit lang hinein. Lasse alles Schwere, Negative, Belastende in deinem Leben hochkommen, schau es dir an und übergib es anschließend dem Feuer.
    Alternativ kannst dir auch vorstellen, wie du selbst in das Feuer steigst, wie seine Flammen dich umspielen und wärmen und alles Schwere und Belastende in dir verbrennen.
    Auch die bekannten Osterfeuer dienen eigentlich dazu, dir zu helfen dich von Schuld und Scham zu befreien, die dir von außen auferlegt wurden, und dich an dein inneres Licht zu erinnern, das Feuer des Lebens, das unauslöschlich in dir brennt.
  • Persönliches Segnungsritual: Öffne dein Heim für alles Positive, das du in dein Leben holen möchtest. Nimm Salzwasser oder Wasser, das mit ätherischen Ölen versetzt ist und versprühe es im ganzen Haus/in der ganzen Wohnung und besonders um die Türen und Fenster mit den Worten „Alles Gute möge den Weg in dieses Heim finden!“

Rituale in der Gruppe

  • Eier färben und dekorieren: Eier sind seit jeher ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Trefft euch in der Gruppe (gerne auch mit Kindern) und färbt gemeinsam Eier, malt sie bunt an oder dekoriert sie mit Stickern. Beschenkt euch einander mit diesen Gaben als Zeichen für die Fülle, Fruchtbarkeit und Freude am Leben.
  • Gemeinsames Segnungsritual: Kommt als Gruppe zusammen, um gemeinsam zu rasseln, zu trommeln, zu räuchern und zu segnen. Wünscht euch gegenseitig Liebe, Gesundheit, Freude, Frieden, Weiblichkeit und Fruchtbarkeit. Oder wählt eine Person, die mit Trommeln, Räucherwerk oder Salzwasser um die anderen Gruppenmitglieder herumgeht, mit den Worten „Ich segne die hier Anwesenden. Mögen sie gesund und stark sein und die Kraft ihrer Lebensgeister wieder nutzen. Mögen alle Projekte, die neu begonnen werden, mit vollem Erfolg für alle, die damit zu tun haben, gelingen!“

Hast du Fragen oder kennst noch weitere Bräuche oder Rituale, die du gerne zur Frühlings-Tagundnachtgleiche feierst?
Schreib mir, ich freue mich immer über neue Anregungen!

Möchtest du dich wieder mehr mit dem Kreislauf des Lebens verbinden und mit dem Rhythmus, der Monat für Monat durch deine Adern fließt? Ich verschicke wöchentlich persönliche (elektronische) Briefe, die dich unterstützen, dich wieder an das Wissen zu erinnern, das bereits in deinen Knochen steckt.

Es ist Zeit dein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und der Weisheit deines Körpers zu vertrauen, dich kraftvoll durch das Auf und Ab des Lebens zu leiten!

Wenn du den Ruf spürst, melde dich für meine Mon(d)tagsgedanken an: